Podcast Summary
Make Economy Great Again
Episode: Konfrontationstherapie für Deutschland – jetzt
Host: WELT (Ulf Poschardt)
Guest: Daniel Stelter (Economist)
Date: December 3, 2025
Episodenüberblick
In dieser Episode diskutieren Ulf Poschardt und Ökonom Daniel Stelter das vermeintliche Abdriften der deutschen Wirtschaft: Stagnation, Deindustrialisierung, investitionsscheue Unternehmer und politische Paralysen. Ausgehend von den jüngsten Parteitagen (SPD, Grüne, AfD) hinterfragen sie, ob Deutschland eine „Konfrontationstherapie“ braucht – kulturell wie wirtschaftlich. Prägnant werden politische und wirtschaftliche Sackgassen beleuchtet, der Niedergang des Wirtschaftsstandorts beklagt und kritisch die Rolle von Politik, Wirtschaft und medialen Eliten seziert.
Key Discussion Points & Insights
1. Politische Stimmung – „Alles wird wilder und schlimmer“
- (00:00 - 02:31)
Ulf Poschardt eröffnet drastisch und nennt die politischen Entwicklungen der letzten Wochen und die negative Grundstimmung in der Wirtschaft.- Erwähnt werden die aufgeladenen Parteitage der Jusos, Grünen und AfD.
- Zitat: „Wir werden heute sprechen über einen bemerkenswerten Parteitag der Jusos, ... und wie trotz allem ein neues Wirtschaftswunder gelingen kann.” – Ulf Poschardt (00:15)
- Einziger Lichtblick: Mögliches Kippen des Verbrenner-Aus durch die EU.
2. Deutschland im wirtschaftlichen Sinkflug
- (02:51 - 06:40)
Daniel Stelter blickt pessimistisch auf die aktuelle politische und wirtschaftliche Lage.- Regierung bleibt tatenlos, Wirtschaft wird als Feind gesehen.
- Kritik am Rentenpaket, das die Haushaltslage noch weiter verschlechtert.
- Zitat: „Wir haben es mit einer Regierung zu tun, die glaubt, der Feind säße beim Unternehmen.“ – Daniel Stelter (03:26)
- These: Regierung will absichtlich die Haushaltsnotlage, um Steuererhöhungen zu legitimieren.
- Unternehmer investieren zunehmend lieber im Ausland.
3. Politische Diskurse: Moralisierung, Polarisierung, Realitätsverweigerung
- (06:40 - 13:27)
- Ulf rechnet ab mit der linken Rhetorik („Bullshit-Entwurf“ der Jusos) und „affektstrotzendem Politikstil“.
- Die Diskrepanz zwischen öffentlicher Darstellung (radikalisierte Jugendgruppen) und Mehrheitsrealität wird betont.
- Poschardt gibt zu bedenken, wie unattraktiv sich Deutschland aktuell für Investoren darstellt:
- Zitat: „Ich kann mich nicht erinnern, dass sich Deutschland jemals abschreckender präsentiert hat.“ – Ulf Poschardt (09:05)
- Konfrontationstherapie als Notwendigkeit – Politik und Gesellschaft brauchen einen Realitätscheck.
4. Bürokratie und Execution Gap: Nur noch Rhetorik, keine Taten
- (13:27 - 18:08)
- Politiker agieren wie Schauspieler, erzählen, was das Publikum hören will, ohne Konsequenzen.
- Verwaltung wächst vor allem in der Verwaltung ihrer selbst.
- Skurrile Bürokratie-Anekdote: Ein Betrieb braucht einen „Leiterbeauftragten“ nur zum Glühlampenwechsel.
- Liste der Wirtschaftsprobleme: Hohe Lohnstückkosten, technologischer Rückstand, hohe Energiekosten, zu viel Bürokratie, marode Infrastruktur, schwaches Bildungssystem.
- Zitat: „Das größte Wachstum der Mitarbeiter der Verwaltung findet in der Verwaltung der Verwaltung statt.“ – Daniel Stelter (15:36)
5. Politische Mechanismen: Fehlen echter Reformen, Koalitionslogik und Brandmauer
- (18:08 - 24:40)
- Koalition blockiert Reformen, politische Debatte ist moralisierend und status quo-fixiert (Brandmauer gegen AfD, aber auch lähmend gegenüber jeglichen Reformdebatten).
- Die junge Unionsgruppe wird als Hoffnungsträger, aber auch als isoliert dargestellt.
- Zitat: „Diese Regierung betreibt eine Politik, die systematisch die linken und die rechten Radikalen stärkt.“ – Daniel Stelter (28:19)
- Familienunternehmer, die für neue Diskurse eintraten, werden öffentlich an den Pranger gestellt und widerrufen unter Druck ihre Aussagen.
6. Die Opposition und die „Brandmauer“
- (24:40 - 35:48)
- AfD als Spaltprodukt: Es gibt einen nationalliberalen und einen „kollektivistischen“ Flügel.
- Problem: Es fehlt eine liberal-wirtschaftsfreundliche Partei.
- Wirtschaft und Bürgerliche (Union, Verbände) werden Teil des Problems, wenn sie beim status-quo-Ritual mitspielen.
- Interview mit VDMA-Chef Kavlat im DLF: Hauptsorge der Medien nicht Wirtschaft, sondern Haltung zur AfD und Brandmauer.
7. Realitätsverweigerung und die Narrative der Macht
- (35:48 - 45:03)
- Kritisiert wird der antifaschistische Moral-Diskurs, der Kritik an Regierung quasi unmöglich macht („Wir müssen über Fakten nicht mehr diskutieren“).
- Prominente Fehlannahmen: billige Energiewende, vorbildlicher Klimaschutz, bürokratische Entlastung – alles entgegen der Realität.
- Zitat: „Wir machen uns die Welt, wie sie uns gefällt. ... Nur man darf nicht so handeln, als wäre man in dieser Welt.“ – Daniel Stelter (43:06)
- Apell: Reformbedarf anerkennen – auch die ehemals liberalen oder konservativen Parteien sind gefordert.
8. Jugend- und Reformfähigkeit: Warum fehlt der Geist des Aufbruchs?
- (45:03 - Ende)
- Junge politische Akteure wirken bereits „historisiert“, nicht zukunftsorientiert.
- Früher hätten DGB und SPD für Vernunft und Realismus gestanden, heute herrscht Moralisierung vor.
- Gegenwart wird von Jugendorganisationen und Parteien fundamental verkannt.
- Zitat: „Diese jungen Jusos, jungen Grünen, jungen Linken und ... die jungen AfDler, das sind eigentlich die jungen Menschen einer alternden Gesellschaft. Die sind selber schon historisch geworden ... und haben die Gegenwart überhaupt nicht verstanden.“ – Ulf Poschardt (45:03)
- „Entweder wir modernisieren uns, oder wir werden modernisiert. Stand heute werden wir modernisiert. Das wird richtig übel.“ – Ulf Poschardt (46:26)
- Die Podcast-Macher verstehen ihre Show als „Konfrontationstherapie“ für die öffentliche und politische Debatte.
Notable Quotes & Memorable Moments
- Ulf Poschardt (02:09):
„Deutschland muss wettbewerbsfähig sein. Mit 4 Tage Woche und Work Life Balance werden wir den Wohlstand unseres Landes nicht erhalten können.“ - Daniel Stelter (03:26):
„Wir haben es mit einer Regierung zu tun, die glaubt, der Feind säße beim Unternehmen.“ - Ulf Poschardt (09:05):
„Ich kann mich nicht erinnern, dass sich Deutschland jemals abschreckender präsentiert hat.“ - Daniel Stelter (15:36):
„Das größte Wachstum der Mitarbeiter der Verwaltung findet in der Verwaltung der Verwaltung statt.“ - Daniel Stelter (28:19):
„Diese Regierung betreibt eine Politik, die systematisch die linken und die rechten Radikalen stärkt.“ - Daniel Stelter (43:06):
„Wir machen uns die Welt, wie sie uns gefällt. ... Nur man darf nicht so handeln, als wäre man in dieser Welt.“ - Ulf Poschardt (45:03):
„Diese jungen Jusos, jungen Grünen, jungen Linken und ... die jungen AfDler, das sind eigentlich die jungen Menschen einer alternden Gesellschaft. Die sind selber schon historisch geworden ... und haben die Gegenwart überhaupt nicht verstanden.“ - Ulf Poschardt (46:26):
„Entweder wir modernisieren uns, oder wir werden modernisiert. Stand heute werden wir modernisiert. Das wird richtig übel.“
Wichtige Timestamps
- 00:00 – 02:31: Übersicht über die Themen, Grundstimmung in Politik und Wirtschaft
- 02:31 – 06:40: Daniel Stelter zur Wirtschaftskrise und politischer Realitätsverweigerung
- 06:40 – 13:27: Politische Diskurse & Moralisierung, Radikalisierung der Jugendorganisationen
- 13:27 – 18:08: Execution Gap, Bürokratie-Erfahrungen, systemische Verwaltungsprobleme
- 18:08 – 24:40: Koalitionslogik, Brandmauer, politische und wirtschaftliche Blockaden
- 24:40 – 35:48: AfD, Wirtschaft und die Illusion eines liberalen Durchbruchs, Rolle der Presse
- 35:48 – 45:03: Narrative der Macht, Realitätsverweigerung, Fakten & politische Verantwortung
- 45:03 – Ende: Jugend, gesellschaftlicher Stillstand, Konfrontationstherapie als Podcast-Mission
Fazit
Die Episode zeichnet ein Bild von einem politisch und wirtschaftlich gelähmten Land. Stelter und Poschardt analysieren Ursachen und Symptome mit schonungsloser Offenheit. Sie plädieren für mehr Ehrlichkeit, die Überwindung politischer Tabus („Konfrontationstherapie“) und echte Reformbereitschaft auf allen Ebenen. Die teils polemische, teils resignative Stimmung ist durchzogen von dem Wunsch, der Wirtschaft neu einen Platz im Zentrum der politischen Debatte zu geben – bevor es dafür endgültig zu spät ist.
